Effektivierung des Opferschutzes mittels einer App „Gefährdungsanalyse Häusliche Gewalt"
Projektbeschreibung
Fälle häuslicher Gewalt gelten als Hochrisikofälle, wenn Gewaltbetroffene und ihre Kinder Gefahr laufen, Opfer einer (versuchten) Tötung zu werden, mit Waffen oder gefährlichen Gegenständen bedroht zu werden sowie schwere (wiederholte) Verletzungen zu erleiden.
Mit Hilfe eines Fragebogens soll eine Einschätzung getroffen werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein erneuter (wiederholter) Fall der Häuslichen Gewalt eintritt. Ab einer Einschätzung von 74 Prozent, welche sich nach Beantwortung der jeweiligen Fragen der Kriminalprognose ergibt, wird ein Fall als Hochrisikofall definiert.
Es wird ein mehrdimensionales Forschungsdesign angestrebt, um das Phänomen möglichst umfassend betrachten zu können.
1. Entwicklung einer App als Screening-Instrument
Die Items für den Fragebogen sollen zunächst wie zuvor beschrieben über künstliche Intelligenz generiert/modifiziert werden. Der Fragebogen soll auf maximal 15 Items beschränkt und anschließend kriminalpsychologisch mit dem internationalen Erkenntnisstand abgeglichen und diesbezüglich überprüft werden. Anschließend werden die Fragen in eine Testversion überführt. Diese sogenannte Alpha-Version der zu entwickelnden App wird für sechs Monate auf einer Dienststelle erprobt, um Fehlerquellen sowie Anwendungsprobleme zu identifizieren. Bei einer entsprechenden Punktewertung soll automatisch eine Information an die Sachbearbeitende oder den Sachbearbeitenden für Hochrisikofälle erfolgen.
2. Evaluation zur Verringerung von Fehlerauffälligkeiten der Prognose
Der zu entwickelnde Fragebogen zur Gefahrenprognose und zur Identifizierung von Hochrisikofällen soll anhand der polizeibekannten Prozesse der Beziehungsgewalt evaluiert und mittels Fallanalyse abgeglichen werden. Im Mittelpunkt der Studie steht die Fallanalyse von im 2. Halbjahr 2024 im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern polizeilich registrierten Straftaten, bei denen jeweils der Marker HG gesetzt wurde. Es soll der Fragestellung nachgegangen werden, welche spezifischen Tat-, Täter- und/oder Opfercharakteristika als prognostisch relevante Risikofaktoren in den polizeilichen Ermittlungsfällen feststellbar sind und ob sich die Items in dem entwickelten Fragebogen bewähren.
Am Ende soll eine empirisch belegte Risiko-Checkliste stehen, die treffsicher mögliche Hochrisikofälle häuslicher Gewalt erkennen lässt, um dadurch effizient mögliche Gegenmaßnahmen zum Schutz der gefährdeten Person durchführen zu können.
3. Wissenschaftliche Begleitung der Implementierung der App
Die Implementierung der App im Hinblick auf Anwendungsfreundlichkeit sowie Technologieakzeptanz soll wissenschaftlich begleitet werden. Fehlerquellen bzw. Probleme bei der Nutzung sollen identifiziert und behoben werden.
Kontakt
Kriminologie
(Fachbereich Polizei)
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Prof. Dr. Rita BleyGebäude 1, Raum 108Vita anzeigen
Studium
- Kriminologie und Polizeiwissenschaften, Ruhr-Universität Bochum, Master
- Kriminalwissenschaften, Diplom
Aktuelle Forschungsprojekte
- Evaluation des Präventionsprojekts „bewusstSIGN“
- Evaluation des Präventionsprojekts „Law4school“
- Opfer von häuslicher Gewalt im Kontakt mit Polizeivollzugskräften in MV
- Schüler*innenbefragung aller Neuntklässler in der Stadt Neubrandenburg und der Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Veröffentlichungen
- Bley, R., Rasch, D. (2023): Befragung aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in der Stadt Neubrandenburg. Bericht zur Hellfeldanalyse sowie Schülerbefragung in 2022, Schriftenreihe der FHöVPR M-V, Band 17, Güstrow
- Bley, R. (2022): Polizei, in: Behrmann, A., Riekenbrauk, K., Stahlke, I., Temme, G. (Hrsg.) Handbuch Psychosoziale Prozessbegleitung, Opladen u.a., S., 287-308
- Bley. R. (2021): Opferschutz in Mecklenburg-Vorpommern, in: Bley., R., Roll., H. (Hrsg.): Forschung – Konzepte – Lehre-V, Schriftenreihe der FHöVPR des Landes M-V, Band 12, Güstrow, S. 68-84
- Bley. R. (2021): Schülerbefragungen in der Stadt Neubrandenburg und der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, in: Bley., R., Roll., H. (Hrsg.): Forschung – Konzepte – Lehre-V, Schriftenreihe der FHöVPR des Landes M-V, Band 12, Güstrow, S. 85-97
- Bley., R., Roll., H. (2021) Hrsg.): Forschung – Konzepte – Lehre-V, Schriftenreihe der FHöVPR des Landes M-V, Band 12, Güstrow
- Bley, R. (2020): Kriminalwissenschaften, Lehrbuch Kriminalistik/Kriminologie, Frankfurt, Verlag für Polizeiwissenschaften
- Langletz, A.-K. & Bley, R. (2020): Audiovisuelle Vernehmung bei Opfern von Sexualdelikte, Eine Handlungsanleitung zur Implementierung, in Die Kriminalpolizei, erscheint in der nächsten Ausgabe
- Bley, R. (2020): Sexualdelinquenz – Eine kriminologisch-viktimologische Betrachtung, in: Faber, M. & Bley, R. (Hrsg.) Sexualdelikte im Wandel der Zeit, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 10, 13-53.
- Janke, L. & Bley, R. (2020): Prävention von Kinderpornographie, in: Faber, M. & Bley, R. (Hrsg.) Sexualdelikte im Wandel der Zeit, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 10, 53-85.
- Faber, M. & Bley, R. (2020) (Hrsg.) Sexualdelikte im Wandel der Zeit, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 10
- Bley, R. (2020): Tätertypen bei rechtsextremistischen Straftaten, in: Chevalier, C & Waßmann, M.-L. (Hrsg.): Radikalisierungsphänomene in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 11, 132-147.
- Huhle, M. & Bley, R. (2020): Rockerkriminalität, in: Chevalier, C & Waßmann, M.-L. (Hrsg.): Radikalisierungsphänomene in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 11, 118-131.
- Hunger, S. & Bley, R. (2020): Reichsbürger – eine phänomenologische Betrachtung, in: Chevalier, C & Waßmann, M.-L. (Hrsg.): Radikalisierungsphänomene in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, Güstrow, Schriftenreihe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Band 11, 92-117.
- Bley, R. (2019): Abschlussbericht zur Kriminologischen Regionalanalyse der Stadt Neubrandenburg, Güstrow, Schriftenreiche der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Forschungsbericht, Band 7
- Bley, R. (2019) Sexualdelinquenz – eine kriminologisch-viktimologische Analyse, in: Die Kriminalpolizei 2/2019, S.1-5
- Bley, R. (2019) Sicherheitsgefühl in Mecklenburg-Vorpommern, Forschungsbericht zur Dunkelfeldbefragung in Mecklenburg-Vorpommern 2018 und zugleich eine Replik auf Liebl, Karlhans (2019): Unterschiede in der Kriminalitätsfurcht und dem Sicherheitsgefühl in Ost- und Westdeutschland, in: Kriminalistik, 216-222.
- Bley, R. (2019) Rezension zu Stupperich, A., Ihm, H., HaefeleJ., (2019): Crime and Subculture in Europe, in: Oxford Encyclopedia of International Criminology
- Bley, R. (2019) Opferschutzbeauftragte in der Polizei – Cui bono?, in Kühne, E. (Hrsg.): Rothenburger Schriften, Band 100
- Balschmiter, P., Bley, R., Bläsing, D., Fischbach, J., Rasch, D. (2019): Befragung zu Sicherheit und Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern, Abschlussbericht zur 2. Befragung in 2018, Schriftenreiche der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes M-V, Forschungsbericht,
Auftraggeber
Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung M-V
Kooperationspartner
Landesamt für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz M-V (LPBK M-V)
Projektdauer
2025 - 2026